Freie Meinungsäusserung – Die Basis einer zivilisierten Gesellschaft

Es gibt mittlerweile fast täglich Fälle, in denen das Recht auf freie Meinungsäusserung verletzt wird. In der Schweiz z.B. nahm Coop kürzlich die Rapunzel Produkte aus dem Sortiment[i]. Grund: Der Rapunzel Gründer hatte sich kritisch über die Corona Massnahmen geäussert. Am vergangenen Samstag trafen in Zürich rund 10’000 BLM Demonstranten auf ca. 50 Demonstranten gegen die Corona-Einschränkungen[ii]. Die BLM wurde teilweise übergriffig und vertrieb die kleinere Partei. Ein Dozent der Fachhochschule St. Gallen äusserte sich auf Facebook kritisch gegen die Ehe für alle[iii]. Daraufhin forderten einige er solle fristlos entlassen werden.

Diese und ähnliche Vorfälle haben eines gemeinsam: Die Äusserung einer Meinung wird physisch geahndet. Jemand sagt etwas, und andere wollen ihn deshalb entweder tätlich angehen, oder ihm seine Lebensgrundlage entziehen. Egal was man zu den einzelnen Themen denkt, diese Tatsache ist extrem problematisch!

Denn wenn es in einer Gesellschaft eine Meinungsverschiedenheit gibt, dann gibt es nur drei Möglichkeiten damit umzugehen: Man kann getrennte Wege gehen, man kann miteinander reden, oder man kann kämpfen. Wenn man jemanden also daran hindert, zu sagen was er denkt, dann gibt es noch separieren oder kämpfen. Eine friedliche Auftrennung existierender Länder kommt allerdings heute für die meisten Leute kategorisch nicht in Frage. Bleibt also noch kämpfen. Dies kann natürlich für die stärkere Partei kurzfristig angenehm sein. Denn wenn man die anderen einfach unterdrückt, dann muss man sich nicht mit ihren mühsamen Kritikpunkten auseinandersetzen.

Langfristig ist dies allerdings sehr problematisch. Denn sollten die Anderen etwas Wahres zu sagen haben, dann ist es für die Gesellschaft ein Verlust, sie nicht zu hören. Ist ihre Botschaft jedoch falsch, dann ist es am besten, sie in einem offenen Diskurs zu widerlegen. Egal, ob wahr oder falsch, Meinungen zu unterdrücken kann langfristig sehr gefährlich sein. Denn die Unterdrückung einer Überzeugung löscht diese nicht etwa aus, sondern verfestigt und radikalisiert sie oftmals umso mehr. Durch die Unterdrückung kann auch eine falsche Theorie leicht an Zulauf gewinnen, denn die Unterdrückung ist echt und wird dann gerne als „Beweis“ angebracht. Da dies alles im Untergrund stattfindet, weiß die Gesellschaft nicht, was da im Verborgenen gärt und heranwächst, bis es sich dann irgendwann in Gewalt entlädt.

Nur die Lüge braucht die Gewalt als Krücke, in einem offenen Diskurs wird sich stets die Wahrheit durchsetzen.

Wir sehen also, dass es in jedem Fall besser ist, Anderen ihre freie Meinungsäußerung zu lassen. In einem offenen Diskurs wird sich stets die Wahrheit durchsetzen, nur die Lüge braucht Gewalt als Krücke. Versucht also jemand, die freie Meinungsäußerung Anderer durch physische Maßnahmen zu unterbinden, so hat er entweder dieses Argument noch nicht bedacht, oder seine Motive sind vielleicht nicht so rein, wie er selbst glaubt oder behauptet.

Ich sage hier natürlich nicht, dass die Handelskette Coop eine Diktatur anstreben will. Firmen, Institutionen und Politik tun bloß, was der öffentlichen Meinung gefällt. Die Verantwortung liegt in jedem Fall bei uns, der Bevölkerung selbst. Wir müssen uns wieder auf den zentralen Wert der freien Meinungsäußerung besinnen und uns bewusst Mühe geben, auch Menschen mit anderen Meinungen leben und sprechen zu lassen. Dies ist nicht immer angenehm, denn es kann kurzfristig zu heftigen verbalen Konfrontationen kommen. Aber es ist allemal besser, als wenn das Argument unterdrückt und dann in Zukunft mit Gewalt ausgetragen wird.

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